Studie: Handelsverhalten und technologischer Wandel
Inwiefern könnten technologiegetriebene Entwicklungen („Fintech“) die Art und Weise verändern, wie bestimmte Gruppen von Privatanlegern handeln? Ein ForscherInnen-Quartett aus den USA (Barber/Huang/Odean/Schwarz) hat sich in einer Studie, die im Dezember 2022 in der führenden Fachzeitschrift „Journal of Finance“ veröffentlicht wurde (hier als Arbeitspapierversion downloadbar), dieser Frage angenommen.
Im Zentrum steht dabei das Verhalten von Kunden des Online-Brokers „Robinhood", welcher in den USA nicht zuletzt aufgrund einer intuitiv bedienbaren, bequemen Trading-App mit spielerischen Elementen („Gamification“) in den letzten Jahren unter Privatanlegern populär wurde. Auf der einen Seite heben die Autoren Vorteile des technologischen Wandels hervor, da er die Zugangsbarrieren für die Teilnahme an Finanzmärkten deutlich reduziert. Das wiederum ermöglicht es grundsätzlich, an der langfristigen Wertentwicklung der Märkte teilzuhaben, welche zumindest historisch betrachtet gegenüber anderen Anlageformen aus Rendite-Risiko-Sicht attraktiv war.
Auf der anderen Seite aber zeigen die ForscherInnen in ihrer empirischen Analyse negative Performance-Konsequenzen dieser Entwicklung auf. Die Kombination aus vereinfachender Informationsdarstellung in der Trading-App und vielen neuen Finanzmarktteilnehmern führt ihrer Einschätzung nach zu mehr rein aufmerksamkeitsgetriebenem Handeln. Damit ist der Kauf von Wertpapieren gemeint, die etwa durch extreme vergangene Wertentwicklung oder prominente Darstellung in der Trading-App besondere Aufmerksamkeit einer Vielzahl von Nutzern auf sich ziehen. Insbesondere interessieren sich die Autoren dabei für sogenannte "Herding-Episoden", d.h. Tage, an dem die Anzahl der "Robinhood"-Nutzer, die eine bestimmte Aktie besitzen bzw. kaufen, etwa durch solche Aufmerksamkeitseffekte dramatisch ansteigt. Im Betrachtungszeitraum der Studie von 2018 bis 2020 lassen sich mehrere Tausend solcher Episoden identifizieren. Die Autoren zeigen dann empirisch, dass in ihrem Betrachtungszeitraum auf Phasen derart intensiver Käufe im Verlauf des nächsten Monats im Durchschnitt eine besonders schlechte Renditeentwicklung folgt.
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